Franz Fromm und Ellen Tornquist haben sich nach jetzigem Forschungsstand Anfang 1906 kennen gelernt – in Meran. Der Weinhändler war einige Monate zuvor aus gesundheitlichen Gründen in die Kurstadt gekommen (hier mehr dazu). Auch Tornquist scheint aufgrund von Krankheit in die Stadt an der Passer gekommen zu sein. In der „Fremdenliste des Kurortes Meran“ von 1906 ist sie mit Pflegerin verzeichnet. Wahrscheinlich sind sich die Künstlerin und der Kunstsammler auf Schloss Labers das erste Mal begegnet, wo beide Januar bis in den April bzw. Mai 1906 logierten. Vielleicht war Fromm durch die Meraner Kunstszene auf Tornquist auch schon vorher aufmerksam geworden.
Während der Recherchen dachte ich zuerst, Familie Fromm hätte Ellen Tornquist bereits 1904 gekannt. Denn so hat Fromms Tochter, Zoila, eine Zeichnung ihrer Erzieherin Clara Wentz (die sich ebenfalls im Gästebuch von Schloss Labers verewigt hat) datiert. Ein Handschriftenvergleich zeigte aber, dass Zoila die Jahreszahl als Erwachsene hinzugefügt hat, und sie ihre Erinnerung aller Wahrscheinlichkeit nach trog. Alle anderen Hinweise deuten auf eine erste Begegnung 1906, frühestens 1905.
Auf jeden Fall verband Franz Fromm und Ellen Tornquist eine innige Bekanntschaft. Das wird u.a. in einem Brief von 1909 von Fromm an Tornquist deutlich. Erst schildert er ihr ausführlich seine Sorgen um seinen kranken Sohn Jorge und dann geht er sehr interessiert auf ihre Kunst ein, bietet ihr auch Geld an, sollte sie etwas brauchen. Und wenn ich mich als Wissenschaftlerin auf das unsichere Feld der Spekulation begeben wollte, würde der Brief sogar auf eine Liebesbeziehung hindeuten können. Denn Fromm schreibt, er hätte ihrer „in Liebe gedacht“ und obwohl er sie zu Beginn förmlich mit „Fräulein Tornquist“ anspricht, schreibt er am Ende „liebe Ellen“. Der 51-jährige Kunstfreund Fromm war rund 1,5 Jahre zuvor Witwer geworden, die 18 Jahre jüngere Künstlerin war unverheiratet (und blieb es auch bis an ihr Lebensende).
Deutlich wird auf jeden Fall, dass Tornquist in Fromm einen großzügigen Käufer ihrer Werke gefunden hatte. Für eine vertrauensvolle Beziehung spricht auch, dass Tornquist ihm Malutensilien und anscheinend auch persönliche Dinge zur Aufbewahrung gab, als sie Meran endgültig verließ. Dafür, dass dies im Jahr 1926 geschah, sprechen zwei Dokumente. Eine Liste vom 6. Oktober 1926 mit Haushaltsgegenständen, die Fromm Tornquist abkaufte, und ein Eintrag „zur Erinnerung“ im Poesiealbum von Fromms jüngstem Sohn, Paco, einen Monat später. Der letzte Briefwechsel zwischen Tornquist und Fromm stammt von 1931, danach scheint der Kontakt abgebrochen zu sein.